Stand der Dinge, Perspektiven und Visionen
Am 21. März 2023 jährt sich der Tag, an dem der Kulturhaus Bielefeld e.V.
die Schlüssel zu seinem Kulturhaus „Ostblock“ an die Stadt übergeben hat. In
wenigen Tagen davor wurde in einer beispiellosen Aktion der Gebäudeteil
der alten Fachhochschule an der Werner Bock-Straße von den über 120
Künstler:innen und Kulturschaffenden des Vereins geräumt. Es ist Krieg.
Geflüchtete aus der Ukraine brauchen Obdach. Punkt.
Erstmal. In der Folge war die Unterstützung für den Verein von Seiten der
Bielefelder Stadtgesellschaft, der Kunst- und Kulturszene und des
Kulturamtes schließlich breit und zugewandt: Ganz pragmatisch in Sachen
Lagerräume, Büro, auch finanziell und bei der Erzeugung von Sichtbarkeit.
Dazu gehörte etwa die Einladung vieler teilnehmender Galerien und
Kunsträume an Kulturhaus-Künstler:innen zu den Nachtansichten 2022.
Der Verein und das Kulturamt waren von Beginn an bemüht, geeignete
vorübergehende Alternativen für Ateliers oder gar ein neues Kulturhaus
aufzutun, allerdings scheiterten Orte wie beispielhaft die Arcade-Passage,
Jahnplatz-Tunnel oder das alte Westfalenblatt-Gebäude an Kosten, Struktur,
Größe oder am Schweigen der Immobilienbesitzer. Einige kleinere
Zwischenlösungen waren befristet und halfen nur Wenigen weiter. So
verließen inzwischen einige Kulturhaus-Aktive die Stadt, wofür der fehlende
Frei- wie Arbeitsraum eines Ostblocks durchaus mit ausschlaggebend war.
Also nochmal aus unserem 2. Pressestatement: „Es ist die große Qualität und
Stärke des Kulturhaus e.V. mit einem selbstorganisierten, kollektiv genutzten
und belebten Ort, dass dort die Vielen zusammenkommen und sich mit ihrer
Unterschiedlichkeit wie ihren Gemeinsamkeiten, ihrem Ideenreichtum und
ihren Visionen verbinden können. Der Verein hat die Kraft und Kreativität,
sich eine Weile auch ohne eigenes Gebäude über Wasser zu halten, zu
agieren, wirksam zu sein. Auf längere Sicht ist dieser Zustand aber nicht
tragbar.“
Die Rückkehr in den Ostblock als oberste Prämisse
Deshalb gingen die Gespräche mit der Stadtverwaltung, insbesondere mit
Kultur-, Bau- und Sozialamt intensiv weiter. Der Kulturausschuss der Stadt
fasste einstimmig einen Beschluss, aktiv in das Gespräch mit dem Bau- und
Liegenschaftsbetrieb (BLB, eine Einrichtung des Landes NRW, Verwalter der
alten Fachhochschulgebäude) einzutreten, um eine Rückkehr des Vereins in
den Ostblock auszuloten.
Im Februar trafen sich Mitglieder des Kulturhaus Bielefeld e.V. im Rathaus
mit Baudezernat und Kulturdezernat zum Gespräch. Auch hier herrschte
Einigkeit, dass eine Rückkehr des Vereins in das alte Gebäude
wünschenswert ist. Auf welche Weise sie zu realisieren wäre, ist derzeit noch
offen. Ein Relaunch auf Mietbasis übergangsweise zu den alten
Bedingungen könnte der Einstieg sein. Ein perspektivischer Kauf des
Geländes an der Werner-Bock-Straße etwa durch die Stadt verbunden mit
einem langfristigen Vertrag mit uns wäre eine Vision für Planungssicherheit
und Stabilität. Das Projekt Kulturhaus könnte so Teil des integrierten
städtebaulichen Entwicklungskonzepts (INSEK) im Bereich nördliche
Innenstadt werden.
Unterstützt wird der Verein inzwischen vom Beratungsmanagement startklar
a+b, das im Auftrag des Landes NRW (Ministerium für Heimat, Kommunales,
Bau und Digitalisierung) zivilgesellschaftlich-bürgerschaftliche Projektinitiativen
durch Beratung und Qualifizierung betreut und dabei hilft, die
Voraussetzungen für einen eventuellen Antrag auf Städtebaufördermittel zu
schaffen. „Initiative ergreifen“ heißt das Angebot, „Initiative ergreifen“ war
an dem Gespräch beteiligt. Klingt gut? Klingt gut:
Die Rahmenbedingungen für eine solche Rückkehr sind vorsichtig betrachtet
im Moment nicht ganz schlecht (im Rahmen des Möglichen). Die derzeit
letzten Geflüchteten werden bis zum 31.3.2023 woanders untergebracht
sein. Dann läuft auch der Mietvertrag des Sozialdezernats mit dem BLB für
das Haus ab. Das Haus wäre wieder frei. Initiative ergreifen. Nochmal!
An dieser Stelle freuen wir uns sehr über das Engagement, die konstruktiven
Gespräche und die parteiübergreifende Unterstützung der Stadt, die mit uns
gemeinsam an einer Rückkehr arbeitet. Wir sind zuversichtlich, dass die
Gespräche zwischen der Stadt und dem BLB positiv verlaufen und uns eine
baldige Rückkehr ermöglichen werden.
Kulturhaus 2.0
Neben der kulturpolitischen Netzwerkerei denkt der Kulturhaus Bielefeld e.V.
die Idee vom Kulturhaus inzwischen deutlich weiter, räumlich wie inhaltlich
größer. Verbunden mit der Frage „Wie kann der Verein in Zukunft noch
mehr Menschen erreichen, noch mehr Menschen über Kultur und Kreativität
zusammenbringen?“ bringen wir derzeit viele interdisziplinär arbeitende
Menschen an einem Tisch zusammen und erarbeiten gemeinsam eine
Vision.
Wir können es kaum erwarten bald vorzustellen, wie unser Konzept für ein
Kulturhaus 2.0 aussieht. Freut euch schon mal drauf.